Workshop

Workshop zu Anton Weberns Streichquartett (1905) und Giovanni Segantinis «Alpentriptychon»

12. Mai 2014 - 10 - 13 Uhr

Nach einem Konzert mit Beethovens Eroica am 6. November 1904 schreibt der 20jährige Anton Webern in sein Tagebuch: „Ich sehne mich nach einem Künstler in der Musik, wie’s Segantini in der Malerei war, das müßte eine Musik sein, die der Mann einsam, fern allen Weltgetriebes, im Anblick der Gletscher, des ewigen Eises und Schnees, der finstren Bergriesen schreibt, so müßte sie sein, wie Segantinis Bilder.“ Am 13. Juli 1905 notiert er dann einen „Form-Entwurf für ein Streichquartett nach Segantinis Triptychon“. Aus diesem Konzept entstand im folgenden Sommer ein einsätziges, inzwischen häufig aufgeführtes und sowohl musikwissenschaftlich als auch kunsthistorisch viel beachtetes Streichquartett. Was begeisterte den jungen Komponisten, der gerade seinen Unterricht bei Arnold Schönberg begonnen hatte, an den Bildern und der Person Giovanni Segantinis? Welche Bedeutung hatte der Bezug auf dessen „Alpentriptychon“ für den Kompositionsprozess Weberns und inwieweit ist der überlieferte Formentwurf in der Komposition tatsächlich eingelöst worden? Im Anschluss an eine Tagung vom April 2014 im Segantini-Museum, St. Moritz, sollen diese Fragen im Hinblick auf eine grundlegendere Reflexionen des bildlichen Status von Musik vertieft werden. Gegenstand der Diskussion werden dabei sowohl die Sedimente des Visuellen in der Musik Weberns (und die Möglichkeiten ihrer Beschreibung) sein, als auch die (Sprach-)Bilder, mit denen Komponist und Maler ihr Werk und dessen Hervorbringung jeweils zu fassen suchen. Aus der Perspektive einer solcherart vermittelten Bildlichkeit mit ihrer je speziellen Funktion bei der Dimensionierung des eigenen künstlerischen Tuns könnte sich schließlich auch das generelle Problem der sprachlichen Repräsentanz von Malerei und Musik neu beleuchten lassen.



Konzept: Matthias Schmidt

Referierende: Matthias Schmidt, Thomas Ahrend (Basel), Markus Böggemann (Kassel)

Universität Basel, Musikwissenschaftliches Seminar, Anton Webern Gesamtausgabe